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8 Kapitel  über  die  russische  Balalaika

 KULTURGESCHICHTE  -  ONTOGENESE  -  AUFBAU  -  TECHNIK

   Informative  Website

über  das russische Musikinstrument  BALALAIKA

und mit der Balalaika verwandte Instrumente.

Die Webseite  wird stetig  aktualisiert  und  korrigiert.  Es gilt immer die  neueste Version.

Letzte Aktualisierung:  am  20. 03. 2024

Die  russische  Balalaika 

und  ihre  Verwandtschaft   mit   den  alt-orientalischen,

alt-russischen, finno-ugrischen, kaukasischen und asiatischen

Saiteninstrumenten

TANBUR, DOMBRA, DOMRA, BANDURA, GUSLIPSALTERIUM,

и др.

BILDER  EINER  AUSSTELLUNG

Bilderrahmen  bestimmen  das  Design dieser  Website.  Die Texte und Bilder haben die russische Balalaika zum Inhalt.

Das nebenstehende "Exponat" zeigt eine Balalaika aus der Werkstatt von Iwan A. Sjusin, St. Peterburg, um 1900.

Bemerkenswert  sind  2 besondere Merkmale, die zu dieser Zeit viele Balalaiken aufwiesen:

1. Quadratische (!) Schallöffnung gestaltet als Fenster einer russischen Isba´ (Bauernhütte).

2. Geigenwirbel, von unten in das Wirbelbrett eingesteckt.  Heutige Balalaiken haben eine Wirbelmechanik mit seitenständigen Wirbeln

und ein rundes (!) Schalloch.

Часто задаваемые вопросы о балалайке     

Themen dieser Webseite sind u.a.:

Wie sind die Saiten der Balalaika gestimmt ?

Welche Saitenstärken sind empfehlenswert ?

Wie ist eine Balalaika aufgebaut

Was ist eine Kupfer-Balalaika ?

Wo kommt die Balalaika her?  Was ist ihr kultureller Hintergrund?

Was haben Kürbis, Backtrog, Paddel und Sarg mit der Balalaika zu tun ?

Warum ist die Balalaika dreieckig ?  War es immer schon so ?

Sind bunt bemalte Balalaiken spielbar -  oder sind sie nur Deko ?

Balalaika (www.russische-balalaika.de)

 

 

WAS IST EINE BALALAIKA ?

 

Die Balalaika ist ein im ostslawischem Raum (insbesondere in Russland und der Ukraine) verbreitetes Zupf-Instrument. Das Musikinstrument steht in der Tradition der Jahrtausende alten persischen TANBUR,

eines Saiten-Instruments mit langem Hals und kleinem Korpus.

Entlang der Seidenstraße fand dieses Instrument weite Verbreitung,

auch beiderseits der nach Norden verlaufenden Nebenroute, die vom Kaukasus und dem Kaspischem Meer über die Wolga und andere Wasserstraßen bis zur Ostsee führte. Im Laufe der Jahrhunderte

entstanden viele Formvarianten der Tanbur, die regional jeweils eigene Benennungen erhielten. Bei vielen dieser Namen ist ihre etymologische Verwandtschaft mit dem Wort "Tanbur" erkennbar.

Als Beispiel seien genannt die indische Tanpura, die tschetschenische

Pondur, die georgische Panduri und die ukrainische Bandura. In Russland erhielt das Instrument irgendwann vor dem 17. Jhd. den Namen "Balalaika". Bis ins 19. Jhd. wurden als "Balalaika" auch nicht-dreieckige Instrumente des Tanbur-Typs bezeichnet. Der Korpus einer "Balalaika" konnte halbkugelförmig, oval, flach-paddelförmig oder dreieckig sein. Balalaiken wurden hergestellt entweder aus HOLZ  oder aus einem halbierten KÜRBIS  ("KALEBASSEN-BALALAIKA").

 

KLANG-TRICHTER

Jede Bau- bzw. Form-Variante hatte ihre eigene Klang-Charakteristik.

Durchgesetzt hat sich seit Ende des 19. Jahrhunderts - wegen der Besonderheit ihres Klangs - die in HOLZ-BAUWEISE  hergestellte  DREIECKIGE BALALAIKA.  Gegenüber anderen Bau-Formen war die dreieckige Balalaika imstande, ein Klangbild von einzigartiger Präsenz

und Klarheit zu erzeugen. Das "dulce melos" dieses Instruments beeindruckte durch seine unvergleichliche Eindringlichkeit.

Eine Erklärung für diese Wirkung liefert die Physik:

Physikalisch gesehen stellt der Korpus der Balalaika, gebildet aus

der dreieckigen Decke und dem schalig-gewölbten "Unterbau",

einen akustischen Trichter dar ("Schall-Trichter", "Klang-Trichter").

Trichterräume, wozu auch akustische Hörner gehören, sind häufig

auf der geometrischen Grundform eines Kegels oder einer Pyramide aufgebaut. Klang-Trichter, egal welcher Form, besitzen erstaunliche Eigenschaften: sie wirken sowohl klang-verstärkend als auch bringen

sie einzigartige klang-formende Effekte hervor. Ebenso wie die Balalaika besitzt auch die Harfe einen trichterförmigen Resonanzkörper, was

die faszinierende Klangwirkung beider Instrumente erklärt.

 Klang-Trichter

DIE  BALALAIKA:  EINE  "DREI-SAITIGE  GLOCKE"

Eine Sonderform des Klang-Trichters ist die GLOCKE. In zahlreichen

Beschreibungen der Balalaika wird hervorgehoben, daß sie nicht nur

die FORM einer Glocke besitzt, sondern daß auch ihr KLANG mit dem

einer Glocke (gemeint ist eine Metall-Glocke) vergleichbar ist.

Deshalb wird die Balalaika auch als "drei-saitige Glocke" bezeichnet .

Dies gilt aber nur für den Idealfall. Jedes Instrument hat ein eigenes spezifisches Klangspektrum. Dies ist abhängig vom verwendeten Holz,

von der Geometrie des Korpus, von der Besaitung und von vielen

anderen Faktoren. Sehr oft machen Instrumentenbauer die Erfahrung, dass ein Instrument am Ende anders klingt als am Anfang geplant.

 

2 KLANG-KATEGORIEN

Je nach Klangfarbe kann man Balalaiken in 2 Kategorien einteilen:

      1. Balalaiken mit  xylophonem  Klang-Charakter  ("Holzklang")

      2. Balalaiken mit metallophonem Klang-Charakter ("Glockenklang")

 

 DIE  HEUTIGE  BALALAIKA

geht zurück auf einen "Prototyp", der 1884 vom russischen Musiker

W. W. Andrejew entwickelt wurde, aufbauend auf eine traditionelle

Volksbalalaika-Form. Die heutige Balalaika ("Andrejew-Balalaika")

besitzt eine breit-dreieckige Decke mit einem sehr kleinen Schallloch (Durchmesser: meist 3/4 Zoll). Die Decke ist aus Fichtenholz gefertigt.

Die Korpus-Schale besteht aus 2 schräg gesetzten seitlichen Zargen,

einem schräg gesetzten Hinterbrett (russ.: "Sadinka") und einem flach gewölbten Boden, der, je nach Bauart, aus 4 bzw. 5 Holz-Elementen ("Spänen") zusammengesetzt ist (Material: Birke, Buche oder Ahorn).

Die Balalaika besitzt 3 Saiten, die auf  E4, E4 und A4  gestimmt sind.

( A4  =  a´ =  a1  =  Kammerton" 440 Hz )

 Das Stimmen der Saiten geschieht durch  Wirbel-MECHANIKEN  mit senkrecht stehender Stell-Achse und seitenständiger Flügel-Achse (Übersetzung: 1:12  bis  1:18, bei Meister-Balalaiken auch 1:40). 

Die "Standard-Balalaika" hat 16 chromatisch gesetzte Bünde

(= Tonumfang E4 bis C#6). Konzert-Balalaiken haben 19, 24 oder 31 Bünde. 31 Bünde entsprechen einem Tonumfang von 3 Oktaven.

Der 16. Bund befindet sich stets am Hals-Korpus-Übergang.

Balalaiken werden seit Andrejew in verschiedenen Größen gebaut.

Die meistgespielte Balalaika, die PRIM-BALALAIKA, ist ca. 68 cm lang

und ca. 44 cm breit. Der Korpus ist ca. 11 cm hoch. 

Die Mensur (= schwingende Saitenlänge) beträgt 43 bis 44 cm.

Anmerkung:

Original russische Balalaiken besitzen keinen Wirbel-KASTEN, sondern

ein paddelförmiges, ca. 1 cm starkes  Wirbel-BRETT  (= "Kopfplatte").

Ein Wirbelkasten ist anzutreffen bei der Domra, der "runden Balalaika".

 

3 Irrtümer über  die Balalaika

 

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, das Datum der Erst-Erwähnung des NAMENS "Balalaika" mit dem Datum der "Erfindung" des INSTRUMENTS gleichzusetzen. Der Name "Balalaika" ist zum ersten Mal im Jahr 1688 urkundlich bezeugt. Das Instrument ist jedoch viel älter. Der Instrumenten-Typ, der später "Balalaika" genannt wurde, steht in der Tradition der Jahrtausende alten persischen TANBUR und war schon lange vor der Gründung des Altrussischen Staates (im Jahr 862 in Nowgorod)  im ostslawischen Gebiet sowie in vielen anderen Gebieten südlich und nördlich der Seidenstraße bekannt und in Gebrauch. Eine Nebenroute

der Seidenstraße führte von Persien aus über das Kaspische Meer und

entlang der Wolga und anderer Wasserwege bis zur Ostsee.

Ein  zweiter, weit  verbreiteter  Irrtum ist es,  wenn in alten Quellen

von der "Balalaika" die Rede ist, dieses Instrument gleichzusetzen mit

der  heutigen Balalaika in ihrer breiten  Dreiecks-Form. Mit "Balalaika" wurde ein Tanbur-Instrument   j e d w e d e r  Form bezeichnet!

Der Korpus konnte oval, halbkugelförmig, paddelförmig oder dreieckig sein. Die Tanbur ("Balalaika") wurde, je nach lokaler Tradition, aus

einem halbierten Kürbis oder aus Holz hergestellt.

 

Ein dritter Irrtum besteht darin, die lokale Herkunft einer Sache mit der

Herkunft des Namens der Sache gleichzusetzen.

Das Wort "Balalaika" ist ein volkskundlicher Trivialname.  Es gilt als sicher, dass der Name aus dem tatarischen Wort "bala" (Kind) gebildet wurde. Russland stand von 1223 - 1480 unter tatarischer Herrschaft.

Bis heute enthält die russische Sprache eine große Fülle von Wörtern tatarischen Ursprungs.

Wenn das  W o r t  "Balalaika" tatarisch/mongolischen Ursprungs ist, bedeutet das nicht, dass auch das  I n s t r u m e n t   Balalaika mongolischen Ursprungs ist!  Nach dieser falschen Logik müsste auch

der Nebel von den Mongolen nach Russland gebracht worden sein:

denn das russische Wort für Nebel ("tuman") ist tatarischer Herkunft!

 

 Typische Suchmaschinen-Frage:

 

 "In welchem Land wurde die Balalaika erfunden ?"

 

Die Balalaika in ihrer heutigen Gestalt wurde 1884 in Russland, im Gouvernement Twer, von Wassili W. Andrejew entwickelt, aufbauend

auf der Form einer traditionellen russischen „Dorf-Balalaika". Die aus

Holz gefertigte dreieckige russische "Dorf-Balalaika" ist eine von vielen Varianten der Jahrtausende alten persischen Tanbur. Entlang der persischen Seidenstraße (seit dem 5. Jhd. v.Chr.) gelangte die Tanbur auch über das Kaspische Meer nach Norden: in den Kaukasus und weiter

in Richtung Ostsee, in das Gebiet der "Gardarike", dem "Reich der (warägisch/russischen) Städte".  Eine der bedeutendsten Städte dort

war die Handelsmetropole Nowgorod (am Wolchow). Hier wurde

im Jahr 862 der Alt-Russische Staat gegründet.

Seit 1184 war Nowgorod eine Stadt der Hanse und entwickelte sich

in der Folgezeit zum größten Handelsplatz Ost-Europas. Auch alle

anderen frühen russischen Städte sind aus Kaufmannssiedlungen enrstanden und besaßen Marktplätze, auf denen mit allen Dingen des täglichen Lebens, auch mit selbstgefertigten Musik-Instrumenten, gehandelt wurde. Musikinstrumente fanden naturgemäß große

Beachtung, denn auf Märkten gab es immer auch Musik und Tanz. Besonders die Jahrmärkte besaßen Volksfest-Charakter.

 

Weshalb die Namens-Umbenennung in "Balalaika"?

 

3 Erklärungen 

(basierend auf tatarisch "bala" = Kind):

 

1. Die Balalaika wird gehalten wie ein Kind (bala) auf dem Schoß.

Im Gegensatz zum alten weit verbreiteten russischen Volksinstrument "Gusli",

einer Brettzither, wurde das Hals-Instrument  "Tanbur" beim Spielen wie ein Kind ("bala") auf dem Schoß und im Arm gehalten.

2. Der Korpus der Kürbisbalalaika ähnelt dem Kopf eines Kindes (bala).

Frühe  Balalaiken  wurden  aus  einem  Kürbis  hergestellt.  Der runde Korpus erinnerte an einen Kinderkopf. Die Assoziation Kürbis = Kopf in Bezug auf die Balalaika findet sich beim russischen Dichter Nikolai Gogol.

3. Die Balalaika-"Sprechweise" ähnelt der Sprache eines Kindes (bala).

Das tatarische Wort  "bala" ( Kind ) ist ein  lautnachahmendes Wort, das sich auf die einfache Sprache eines Kleinkindes bezieht:

Das Kleinkind macht "b(a)la, b(a)la", es "plappert", "babbelt" ". Ebenso die  Balalaika. In ihrer einfachen Spielart auf oft nur 2 Saiten  "spricht" sie wie ein Kleinkind. Dennoch  - oder gerade deshalb - berührt ihre Sprache  die Seele.

 

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird der Name "Balalaika" allein auf

die breit-dreieckige (!) Holz-Ausführung  des Instruments angewandt. 

Das entsprechende Instrument mit halbkugelförmigem (!) Korpus

(sog. "runde  Balalaika") heißt  DOMRA .

 Balalaika und Domra sind zwei Varianten der persischen Tanbur.

Das eine Instrument ist nicht aus dem anderen hervorgegangen, sondern beide Instrumenten-Typen existierten gleichzeitig. Entscheidend war die lokale Tradition und das zur Verfügung stehende Material (Kürbis oder Holz). Auch die individuelle schöpferische Freiheit des Instrumentenbauers darf nicht unterschätzt werden.

Der Name "DOMRA" ist ethymologisch abgeleitet von "TANBUR" und verweist

somit sprachlich auf die Verwandtschaft mit dem alten persischen Zupfinstrument.

 

Schallloch-Felder

Die Verwandtschaft  historischer  russischer  Balalaiken  (vor 1900)  mit  der

persischen Tanbur - egal welche Korpusform beide besitzen -  zeigt sich

sehr oft darin, dass alte russische Balalaiken statt eines einzelnen runden Schallochs eine

Vielzahl von kleinen Schallloch-Bohrungen aufweisen.

Diese bilden ein Dekor-Feld (Kreis, Stern, Kreuz u.a.): siehe folgendes Bild!

Historische Balalaika-Typen vor Andrejew 1895. Доандреевские балалайки

Bei der heutigen persischen Tanbur ist ein solches Dekorfeld  immer noch die Regel. Die russischen Balalaiken hatten anfangs eine quadratische fensterförmige Schallöffnung. Seit 1900 setzte sich ein einzelnes rundes Schallloch durch, meist mit einem  Durchmesser von 3/4 Zoll  ( = 1,9 cm ).

In der Folgezeit wurden die Schalllöcher immer mehr vergrößert. Für  die Durchmesser wählte man das metrische Maß von 2cm, 2,5 cm und 3 cm.

Nichtrussische Balalaiken weisen oft noch größere Schalllöcher auf. Die Absicht war wohl, die Balalaika der Gitarre anzugleichen

- - - -  Wissenschaftliche Instrumentenkunde - - - -

 

Die Balalaika: eine Schalen-Langhals-Laute

Kastenlauten und Schalenlauten

 

In der seit 1914 geltenden  Systematik der Musikinstrumente  ist die Balalaika

in die Rubrik  "LAUTEN-INSTRUMENT"  eingeordnet.

Lauten-Instrumente bestehen aus Korpus und Hals. Je nach Korpusform und

-konstruktion unterscheidet man  Kasten-Lauten  und  Schalen-Lauten.

Der Balalaika-Korpus  hat  zwar eine flache, ebene Decke und eine  kastige Form,

aber wegen der Schrägstellung der zwei seitlichen Bodenplanken ( Zargen), wegen des stark  angewinkelten Heckbretts  (russ.: "Sadinka", engl.: "transom" ) und  des  gewölbten Bodens  ist  die  Balalaika  dennoch  in  die  Gruppe  der Schalen - Lauten  eingeordnet.

Der Übergang zwischen Schalenlauten und Kastenlauten ist oft fließend. Z.B. gilt die  Geige  als reine  Kastenlaute, obwohl bei ihr Boden und Decke aus schalig ausgehöhlten Brettern bestehen.

Russische Balalaika. Typ: Andrejew-Balalaika (seit 1895). Allgemeiner Aufbau.

Die Balalaika:  Außergewöhnliche Form 

TRIGONIUM = DREIECKSFORM

       

Während viele  Zupf- und Streichinstrumente  (z.B. Violinen, Gitarren und  Mandolinen)  gerundete, oval-taillierte  und  andere ausgeklügelte  kurvenreiche  Formen besitzen,  präsentiert  sich die russische  Balalaika  in einer puristischen  DREIECKS-FORM  ( TRIGONIUM ). 

Das  Dreieck  der  Instrumentendecke gilt als das typische optische Erkennungszeichen der Balalaika.

 

Die  Faszination  des  Balalaika-Klangs

 

SCHÖNHEIT DES KLANGS

Sogar professionelle Violinspieler sind von der Schönheit des Klanges der Balalaika und von ihrem  "dulce melos"  fasziniert.

Der folgende  oft zitierte  Ausspruch  des  Dichters  und  Philosophen

Fjodor M. Dostojewski gilt auch für den Klang der Balalaika:

красота  спасёт  мир

 "Die Schönheit rettet die Welt"

(. . .  если мир спасёт красоту . . . )

Wozu Balalaika spielen? Antwort hier! ( Bild-Detail einer bemalten Balalaika )

Dem Geheimnis des Balalaika-Klangs auf der Spur

 

"GLOCKENKLANG"

Nicht nur die  Optik, sondern auch der  Klang  des Instruments gilt als

ungewöhnlich und unverwechselbar.  Der  Klang der Balalaika  wird  vielfach verglichen mit dem Klang einer  GLOCKE  ("dreisaitige Glocke") ("трёхструнный колокольчик") und  mit  dem Gesang  einer  NACHTIGALL.  Die Balalaika wird deshalb auch  als  "dreieckiges  Klangwunder"  bezeichnet.

 

"Балалайка - трёхструнный колокольчик"

"Die Balalaika - eine dreisaitige Glocke"

 

GLOCKE   -   KLANGTRICHTER  -   AMPHI-THEATER 

 

Die Balalaika klingt nicht nur wie eine  Glocke, sondern ihre Korpusform ähnelt auch einer Glocke. Der Glockenklang-Charakter  ist besonders dann hörbar, wenn die Saiten des Instruments einheitlich aus  Metall bestehen.

 

KLANGTRICHTER 

Eine Glocke kann definiert werden als ein KLANG-TRICHTER, ebenso

der Korpus der Balalaika.  Trichter und auch Glocken können

verschiedene Bauformen haben.  Z.B. besitzen Trompeten, Posaunen

und andere Blasinstrumente Exponential-Trichter. Dagegen hat die der Balalaika zugrunde liegende Trichterform die Gestalt eines Dreiecks oder eines Konus (Kegels) mit linearen oder schwach konvex gewölbten

Seiten.

 

LAMELLENTRICHTER

Glocken besitzen einen rotationssymmetrischen Mantel, d.h. die waagerechten Querschnitte der Glocke sind an jeder Stelle kreisförmig.

Der Klangtrichter der Balalaika dagegen ist aufgebaut auf einer polygonalen Grundfläche. Dies bewirkt einen lamellenförmigen Korpus.

 

Anmerkung: Auch die  Schalltrichter der alten Grammophone  waren meist
Lamellen-Trichter. Entweder waren sie nahtlos aus Metall getrieben oder sehr
häufig auch aus einzelnen Holz-Elementen zusammengeleimt.

Skizze oben: 

Blick in die Öffnung eines aus Lamellen zusammengesetzten Klangtrichters

 

links:   14-Lamellen-Klangtrichter.

rechts: 14-Lamellen-Klangtrichter, längs-halbiert und abgeflacht

             = der Korpus einer 7-spänigen Balalaika ("Flachkiel-Balalaika"), 

             = sog. "Passerbski-Typ"

 

                           DIE VIELECK- PYRAMIDE

 

Ausgangsform für Klangtrichter und Balalaika

 

Abb. links:  

Tetradekagonal - Pyramide

(= 14-eck-Pyramide)

(= Klang-Trichter mit 14 Lamellen)

 

Quellennachweis für diese Grafik:

A2569875, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>,via Wikimedia Commons

(Abb. 1: original) (Abb.2: bearbeitet)

Abb. links:

Tetradekagonal - Pyramide, halbiert und abgeflacht.

Das Ergebnis:

Der Korpus einer 7-spänigen Balalaika.

Die 7-spänige Balalaika ("Flachkiel-Balalaika")

ist ein sehr häufig gebauter Balalaika-Typ,

auch "Paserbski-Balalaika" genannt.

Die berühmten Balalaika-Baumeister Paserbski und M. Kupfer haben diese Bauart bevorzugt.

 

Der Korpus der Balalaika kann beschrieben werden als ein Klangtrichter, gebildet aus einer längs halbierten polygonalen Pyramide.
 
In der Werkstatt des Instrumentenbauers wird die Form dieser Halb-Pyramide  wie folgt abgeändert:  Der gesamte Mantel wird abgeflacht.
Die dreieckigen Holz-Lamellen ("Späne","Planken"), die in der Skizze eine plane Oberfläche haben, bekommen eine konvexe Wölbung zur Spitze hin. Der Verlauf der Wölbung wird durch die Biegeform des Instrumentenbauers bestimmt.
Zum Schluss wird die halbierende Schnitt-Öffnung mit einem dreieckigen Brett, der Balalaika-Decke, verschlossen.
 

Die Trichterfom der Balalaika scheint die Erklärung für ihren einzigartigen präsenten Klang zu  sein.

TRICHTER-ARCHITEKTUR  MIT  AUSSERGEWÖHNLICHER AKUSTIK :

 

DAS AMPHITHEATER

Entfernt man bei der Restauration einer Balalaika die Holzdecke, dann offenbart  ihr Innenraum etwas Überraschendes:  Erkennbar wird

die Architektur eines halbkreisförmigen  Amphitheaters !

Physikalisch gesehen stellen der Korpus der Balalaika und die Bauform

des Amphi-Theaters beide einen  Klang-Trichter  dar:  Es sind 

trichterförmige Räume.  Der Resonanzkörper der Balalaika ist  - im Gegensatz zum Amphitheater -  jedoch geschlossen.

Die Zuschauertribünen vieler  Amphi-Theater  besaßen - ebenso wie die Grammophon-Trichter -  eine lamellenartige Gliederung. Das gilt auch für viele innenliegende Versammlungsräume (z.B. für den französischen Parlaments-Saal)

 

Amphitheater und Balalaika sind beides Orte künstlerischer Darbietung.

Die antiken Amphitheater sind bekannt für die erstaunlichen akustischen Wirkungen und Effekte, die sie hervorbringen. Durch ihre 

besondere Architektur sind Amphi-Theater in der Lage, Töne und Klänge

in unglaublicher Klarheit zum Ohr der Zuhörer hin zu transportieren.

 

Die klangproduzierenden und klangreflektierenden Architektur-Elemente

des antiken Amphitheaters sind: 

die Orchestra (= Spielfläche),  Bühnen-Hinterwand,  und die  Tribüne.

Alle diese Elemente sind in modifizierter Form und  in veränderter Anordnung -  auch bei der Balalaika vorhanden. 

 

            1. Die Balalaika-Decke  =  die Orchestra.

            2. Die Korpus-Schale     =  die Tribüne

            3. Das Hinterbrett  =  die Bühnen-Hinterwand

 

Die Orchestra  ist der Ort, an dem das Klangbild erzeugt wird. Von hier

aus werden die Schallwellen zur Tribüne  bzw. Korpusschale "geworfen":  sowohl auf direktem Weg  als auch indirekt durch Reflexion an der Hinterwand.

Das Hinterbrett  (russ.: "Sadinka") steht nicht  (wie die Zarge einer Gitarre oder Geige) senkrecht im 90 Grad-Winkel zur Decke, sondern in einem Winkel von +/-  60 Grad. Die  Schrägstellung  bewirkt, dass die Schallwellen in direkter Richtung zur Decke und zum Schallloch hin reflektiert werden. Ein Teil der Schallwellen gelangt nach außen durch

die runde Öffnung des Schalllochs.

Weil dieses - im Gegensatz zur Gitarre - sehr klein ist, wird das Klangbild sehr druckvoll. In Verbindung mit der Deckenschwingung  entsteht in der Summe ein sehr "präsentes", glockenartiges Klangbild .

 

Die 4 wichtigsten klangbestimmenden Merkmale

der Balalaika:

 

1.  Die DREIECKS-Form der Instrumenten-Decke  (vgl. altrussische Gusli)

2.  Die Trichter-Form der Korpus-Schale  (Glocke,  antikes Amphi-Theater)

3.  Korpus mit geringer Höhe (vgl.: Kasten-Instrumente wie Geige, Zither)

4.  Das kleine Schall-Loch: Durchmesser 3/4 Zoll  (= 1,9 cm) und kleiner.

 

ad 3, 4:  Für Saiteninstrumente  - egal, welcher Form -  gilt allgemein: 

Ein flacher Korpus und ein kleines Schallloch  bewirken eine "direkte Ansprache"  des Instruments  (= "kurzes Sustain"), einen bass-armen Ton  und ein präzises, sehr eindringliches Klangbild.

Weitere  klangbeeinflussende  Bau-Komponenten, die für alle Saiteninstrumente gelten:

 

1. Die Art und die Stärke des verwendeten Holzes.

2. Der verwendete Leim (Fischleim, Knochenleim, synthetischer Leim)

3. Die Anordnung der unter die Decke geleimten Holzleisten ("Federn")

4. Die Steifigkeit des Instrumentenhalses  ("Stimmstab-Effekt" ! )

5. Die Lackierung der Instrumentendecke (Schellack, Nitro, Acryl, Wachs)

6. Das Material, die Größe und die Konstruktion der Schlagplatte.

7. Die Form und das Material des Saitenstegs

8. Das Material und der Durchmesser der Instrumenten-Saiten.

9. Die Konstruktions-Geheimnissse des Instrumentenbauers . . .

 

DIE  DREIECKSFORM  DER

 

BALALAIKA

Formverwandtschaften

 

4 traditionelle

Dreiecks-Formen

im Musikinstrumentenbau

 

1) PADDEL, SCHAUFEL 

     лопата   ( lopata )

    ("balalaika lopatoobrasnaja")

 

2) FLÜGEL  крыло  ( krylo )

     ( Flügel von Vögeln und  Faltern)

      ("krylovidnaja balalaika")    

 

3) HELM   шлем  ( schlem )

      ("schlemovidnaya balalaika")

 

4) GLOCKE  колокол ( kolokol )

                                                

Skizze :

Im  Jahr  1884  schuf  Wassili W. Andrejew  eine  Verbreiterung  des Dreieckskorpus der Balalaika.  Er vergrößerte ihre "Schaufel-Breite"

bzw. "Flügel-Spannweite".  Die vorher schmal-dreieckige Balalaika 

bekam die Form der breit-dreieckigen  russischen  HELM-GUSLI

Seitdem gilt das (ungefähre) Richtmaß:

DIE  KORPUSBREITE  DER  BALALAIKA  (IHRE  "FLÜGEL-SPANNWEITE")

ENTSPRICHT  DER  LÄNGE  IHRER  MENSUR

                    

FLÜGEL UND HELM 

PSALTERIUM  UND  BALALAIKA 

 

Die Begriffe  "HELM" und "FLÜGEL"  sind historische russische Bezeichnungen

für verschiedene Formen von Kasten-Zithern  (Psalterien, Gusli).

Zwei Formen waren sehr verbreitet:

1. Die schmal-dreieckige  FLÜGEL-GUSLI  ( russ.: krylovidnye gusli )

2. Die breit-dreieckige  HELM-GUSLI   ( russ.:  schlemovidnye gusli

 

"FLÜGEL" ( =  Flügel von Vögeln, Faltern, Käfern, Schmetterlingen )

bezeichnet entweder die meist asymmetrische  Form eines Einzelflügels 

oder das symmetrische  Gesamtbild beider Flügel  (= Doppel-Flügel)

 

2 Beispiele für Instrumente mit dreieckigem flügelförmigem Korpus:

Finnische Kantele:     Kastenzither (Asymmetrischer Einzelflügel)

Russische Balalaika:  Hals-Laute    (Symmetrischer Doppelflügel)

 

Beim  Doppel-Flügel  können beide Flügel  dicht aneinander gelegt  sein

oder  beide Flügel  sind  weit ausgespannt.

Entsprechend ist die Instrumentenform ein schmales oder ein breites Dreieck

 

"HELM": Diese Bezeichnung bezieht sich  auf  den "Bicorne"- Offiziershut,

den breit-dreieckigen "Zweispitz", der im 19. Jhd. in der zaristisch-russischen

und in der französischen Armee als Kopfbedeckung der Offiziere und höherer

Ränge in Gebrauch war  ("Napoleonshut").

Die  Form  der  Bicorne  variierte  zwischen  Halbkreis  und  Dreieck.

Die Helm-Form und die weit ausgespannte Doppelflügelform sind oft identisch

"Helm"   =  Bicorne   =   Breiter Doppelflügel   =   Delta-Flügel  

                             

2 legendäre  Jahrtausende alte  "Musik-Dreiecke" :

 

Harfe  und  Psalterium

 

Der  DREIECKSKORPUS  hat eine sehr lange instrumentengeschichtliche Tradition.  Er  verweist  auf  zwei  historische  Musikinstrumente  mit 

annäherndem Dreiecks-Korpus, die schon seit Jahrtausenden existieren:

 

1.  D r e i e c k s  -  H a r f e                ( Winkelharfe, Rahmenharfe )  und  

2.  D r e i e c k s  -  P s a l t e r i u m  ( Zither,  finn. Kantele,  russ. Gusli )

 

Beide  "Dreiecks-Instrumente"  werden seit jeher gerühmt wegen ihres 

"dulce melos" (dulce = süß, lieblich, betörend, russ.: сладко,  melos = Klang)

Kaк  непередаваемо  сладко

звучит  русская  балалайка !

Mit ihrem dulce melos verzauberten die uralten "Musik-Dreiecke"  HARFE  und  PSALTERIUM  seit jeher  die Ohren  ihrer Zuhörer.  Die  PSALTERIEN Zither,  Gusli,  Kantele  und  ukrainische  Bandura  verzaubern  bis  heute.

Das Lauten-Instrument  BALALAIKA  mit seiner DREIECKSFORM  tut desgleichen !

Die nachfolgende Skizze zeigt eine 15-saitige Gusli.

Die Farbe BLAU (= Farbe des Meeres) des  umschreibenden Dreiecks  verweist darauf, dass der  Guslispieler Sadko, so erzählt eine  Byline (= Erzählung aus alter Zeit), sein Instrument auch auf dem Meeresgrund spielte und dort mit dem betörenden Klang seiner  Gusli  die Bewohner in Entzücken versetzte.

Gusli. Гусли. Gusli-Psalterium. Die die Gusli umschreibende Grundform ist das Dreieck.

GUSLI  UND  BALALAIKA

 

Die  Balalaika  hat  die  Dreiecksform  der  Gusli  bewahrt  und  vollendet.

Setzt man  an einen  Gusli-Korpus  einen Hals  an  und  spannt darüber 3 Saiten

(E-E-A), dann können diese 3 Saiten die 15 Einzel-Saiten der Gusli ersetzen. Der

Ton-Umfang wird sogar noch größer, sogar mit nur 2 Saiten !

Werden diese beiden Saiten im Abstand einer Quarte gestimmt (E - A), und setzt man  auf den  Instrumentenhals  16 chromatische Bünde,  dann  kann  man  auf diesem Instrument  21 Töne spielen!

FORM - ANALYSE

 

DIE 3 PRÄGENDEN FORMEN  DER BALALAIKA:

 

Die für die Balalaika typische Dreiecks-Form bezieht sich auf die  DECKE

des Instruments.

Entscheidend für den  Klang der Balalaika  ist  nicht allein  ihre  DECKE, sondern auch die geometrischen Besonderheiten der  KORPUS-SCHALE.

Diese offenbaren sich im Blick auf Längs-  und  Querschnitt des Instruments.

Es sind  drei geometrische Grundformen, die den  GESAMT-KORPUS  der heutigen russischen Balalaika bestimmen:

 

TRAPEZ-TROG    -   HALBKUGEL    -   DREIECK

Der Korpus der Balalaika wird bestimmt durch

1. TRAPEZ        ( = Längsschnitt der Balalaika):  Trapezförmiger TROG    

2. HALBKUGEL ( = Querschnitt der Balalaika): Halbkugelförmige  SCHALE

3. DREIECK      ( = Draufsicht  von  oben ): Dreieckiger "GEFÄß-DECKEL"

Die Bau-Komponenten des  Balalaika-Korpus

 

Der Balalaika-Korpus besteht aus

 

A.  Dreieckiger Korpus-Decke  und

B.  Trichterförmiger Korpus-Schale

 

Die Korpus-Schale wurde in früherer Zeit aus  einem  einzigen Stück Holz herausgehauen. Heute wird sie aus mehreren Teilen zusammengesetzt. Diese sind:

 

1) Die zwei seitlichen Späne  ("Rand-Späne", "Zargen"),

     Die beiden an die Decke angrenzenden Randspäne ( Zargenspäne)

      sind in schwachem schrägen Winkel zur Decke gestellt. Der Winkel

      beträgt ca. 70 - 80 Grad.

 

2) Die Korpus-Schale

      Die schwach gewölbte trichterförmige Korpus-Schale ist in der Regel

      aus mehreren dünnen Brettern  zusammengesetzt. Diese heißen:

      "Späne", "Planken", "Segmente", "Boden- Elemente"," Lamellen",...

     

3) Das Hinterbrett ( Sadinka, Hinterzarge, Transom),

      Die Sadinka besteht aus dickerem Holz als die Boden- und Seiten-

      späne und ist in größerem schrägen Winkel als sie zur Decke gestellt

      (ca. 45 - 60 Grad: siehe nachfolgendes Bild!).

    

Nicht die Dreiecksform der Instrumenten-Decke, sondern ihr trichterförmiger  "Unterbau",  also  die Gestalt  der  K o r p u s  - S c h a l e,  ist  das  entscheidende Kriterium für die heutige  Typen-Einordnung der Balalaika.

Balalaika (5-spänig), mit stark angewinkeltem Heckbrett (russ.: sadinka, engl.: transom)

Typ-bestimmend: 

 

Die Bauart der Korpus-Schale

 

DIE  3  BAUART-TYPEN  DER  BALALAIKA  HEUTE

 

1)  Bauart "Passierbski"   =    2 Zargen   +   3  oder  5  Planken

      Die Korpusschale besitzt eine  ungerade  Anzahl von Spänen.  

      Typ: "Flachkiel"- Balalaika  mit   unterer  mittiger  PLANKE.

      "Flachkiel"-Balalaiken mit 7 Spänen wurden gebaut von zwei

      berühmten Instrumentenbaumeistern: Passerbski und Kupfer.

      (5 Bodenspäne + 2 Zargenspäne)

 

2)  Bauart  "Nalimow"       =    2 Zargen   +   2  oder  4  Planken

      Die Korpusschale besitzt eine  gerade  Anzahl von Spänen.

      Typ: "Spitz-Kiel"- Balalaika  mit  unterer  mittiger  NAHT.

      Der Kunsttischler Nalimow baute Balalaiken mit 6 Spänen.

      (4 Bodenspäne + 2 Zargenspäne)

 

3)  Bauart "Wölbbrett-Boden"- Balalaika

      2 Zargen  +  1 gewölbtes  einteiliges  Bodenbrett.

 

In  a l l e n  3  Ausführungen ist  der  Boden  in  seiner Gesamtheit  stets  gewölbt.  Der Bauart-Typ einer Balalaika ist im Blick auf das Hinterbrett  (Sadinka)  leicht zu erkennen.  Siehe die folgende Bildergalerie, in der die Balalaiken "kiel-oben" dargestellt sind:

Balalaika der Bauart 1 (sog. "Passierbski-Typ") mit Mittelspan-Boden. ("Flachkiel-Balalaika")
Balalaika der Bauart 2 ( sog. "Nalimow-Typ" ) mit Mittelnaht-Boden, ("Spitzkiel-Balalaika")
Balalaika der Bauart 3: mit "Wölbbrett-Boden", "Плоскодонка" (= Flachboden, Punt), Baujahr 2020 ("BALALAIKER"- Manufaktur in Uljanowsk). Balalaiken mit einteiligem Boden baute u.a. auch der Musikinstrumentenbauer FRANJO SCHNEIDER (1903-1966) in Zagreb i

 

NEUZEITLICHE  SONDER-BAUART:

BALALAIKEN  MIT  KORPUS-SCHALE  AUS  KUNSTSTOFF

Neuzeitliche Sonder-Bauart: Balalaika mit Korpusschale aus Kunststoff (russ.: Plastmassa).

Bei dieser weit verbreiteten "Plastik-Balalaika" sind die Seitenzargen

und Planken  der Instrumenten-Schale  (Balalaika-Mantel)

als einteilige "Schürze" aus  Plastikmasse  gegossen

und in Lamellenform gepresst.

Decke und Hinterbrett (Sadinka) bestehen  jedoch aus Holz,

ebenfalls Wirbelbrett und Hals. Auch das Griffbrett ist nach

herkömmlicher Art gearbeitet: aus Holz mit eingelegten Metallbünden.

 

Die balalaikaförmige Fluke-Ukulele, ein 400 Euro teures Plastik-Instrument mit Kult-Status, geht sogar einen Schritt weiter: bei ihr sind auch Griffbrett und

Bünde (!) als zusammenhängende Einheit aus Plastik gegossen!

 

Die "Plastik-Schürze" der "Plastmassa-Balalaika" imitiert entweder die

Passierbski-Bauart  ("Mittel s p a n ")

oder die Nalimow-Bauart  ("Mittel n a h t "). 

Plastmassa-Balalaiken  werden als preiswerte "Souvenir-Balalaiken"

verkauft. Auf der Decke ist meist ein ornamentales Rankenmuster augedruckt. 

Viele dieser "Fabrik-Balalaiken" sind unspielbare  Dekorations-Balalaiken.

Aber es gibt auch Ausnahmen.

 

Moderne Plastik-Balalaika und alte Kalebassen-Balalaika: Überraschende Ähnlichkeit

Viele "Plastik-Balalaiken" haben einen guten Klang und sind gut spielbar.

Sie  besitzen eine hochwertige Fichtenholz-Decke und präzise gesetzten Bünde.

Der gute Klang verwundert nicht, denn die "Plastmassa-Balalaiken" sind

von der Bauart her verwandt mit der uralten Kalebassen-Balalaika,

hergestellt aus einem halbierten Kürbis, einem Instrument, dessen Klang hochgerühmt war.

Die Bauform der Kalebassen-Balalaika

des 19. Jhds. und der "Plastmassa-Balalaika" des 21 Jhds. ist die gleiche:

ein 1-teiliger Schalenkorpus mit aufgeleimter Holzdecke.

 

Ein Plastik-Korpus begegnet sowohl bei Prim- als auch bei Kontrabass-Balalaiken.

Plastmassa-Balalaiken werden oft abschätzig beurteilt, aber

es sei angemerkt, dass es auch Gitarren und Ukulelen mit Plastik-Korpus

gibt, die faszinierend klingen.

Die "OVATION"-Gitarre und die "FLUKE"-Ukulele, beides Instriumente mit

Plastik-Korpus,  besitzen sogar Kult-Status!

 

KLEINE  UND  GROSSE  BALALAIKEN

Die "Volksbalalaika" und  die "akademischen Balalaiken"

 

Der russische Musiker  Wassili W. Andrejew  verbesserte die alte  traditionelle Volks-Balalaika ("Samodelka-Balalaika", "Dorf-Balalaika", "Bauern-Balalaika").

1. Er verbreiterte ihren dreieckigen Korpus

2. Er schuf eine chromatische  Bundierung.

3. Er schuf eine  "Balalaika-Familie"

Um die Balalaika konzertfähig zu machen, schuf er  -  nach dem Vorbild  der

Violin-Familie  - verschiedene Baugrößen. Die traditionelle  Volks-Balalaika

bekam die Bezeichnung  "Prim-Balalaika".

Ihr fügte er 2 kleinere und 3 größere Instrumente der gleichen Bauart hinzu.

 

Diese 5 hinzugefügten Balalaiken sind nicht traditionelle Volksinstrumente,

sondern sind "akademische Schöpfungen".

Es sind intelligente Weiterentwicklungen der traditionellen russischen Volksbalalaika, geschaffen für den Konzertgebrauch.

Die Anzahl der "Familienmitglieder" der Konzertbalalaika-Familie hat

im Laufe der Zeit gewechselt und man findet verschiedene Angaben über die

Zahl der "Familienmitglieder".

Die nachfolgende gelbe Tabelle gibt den heutigen Stand wieder.

Auf die Angabe der I n s t r u m e n t e n - B r e i t e  wurde in der obigen Tabelle verzichtet.  Es gilt zwar das Norm-Maß:  Korpusbreite = Mensur, aber viele Instrumentenbauer bestimmen die Breite oft  frei und intuitiv.

Diskant-Balalaika

* Die Diskant-Balalaika  wird seit ca. 1920 nicht mehr gebaut. Sie "lebt" aber heute weiter in den ca. 40 cm hohen Balalaiken ("Kinder-Balalaiken"), die in der Kategorie "Spielbare Instrumente"  in russischen Souvenir-Läden angeboten werden.  ( Länge: 42 cm,  Höhe: 8 cm,  6 Späne- Korpus,   Mensur: 28,5 cm ).

"FAMILIENGESCHICHTE"

 

DIE  BALALAIKA - FAMILIE   1897 - 2024

DIE  ERSTE  BALALAIKA - FAMILIE  1897:  

6 INSTRUMENTE

=  5 Balalaiken von  Diskant  bis  Bass  +  1 Kontrabass-Balalaika

Die erste "Balalaika-Familie" von 1897 umfasste folgende 6 Instrumente:

дискант,  пикколо,  прима,  альт,  бас,   контрабас.

Diskant,   Pikkolo,    Prima,    Alt,   Bass,  Kontrabass

In den Folgejahren erfuhr die Balalaika-Familie einige Veränderungen:

1. Die Diskant-Balalaika wurde aus der Instrumentenfamilie entfernt

2. Zwischen Prim-und Alt-Balalaika wurde die Sekund-Balalaika eingefügt

3. Die Kontrabass-Balalaika wurde, bei gleichbleibender Stimmung, um drei Baugrößen  erweitert. Es gibt also heute 4 Varianten Kontrabass-Balalaiken. 

 

DIE   BALALAIKA - FAMILIE  1906:  

8 INSTRUMENTE

=  6 Balalaiken von  Diskant  bis  Bass  +  2 Kontrabass-Balalaiken

Im Jahr 1906 kamen 2 weitere Instrumentengrößen hinzu:

Sekund-Balalaika  und  Subkontrabass-Balalaika.

Die Familie der Konzert-Balalaika  bestand  1906  aus  8 Instrumenten :

Subkontrabass-Balalaika,  Kontrabass-Balalaika,  Bass-Balalaika,  Alt-Balalaika, Sekund-Balalaika,  PRIM-BALALAIKA,  Piccolo-Balalaika,  Diskant-Balalaika.

 

DIE  BALALAIKA - FAMILIE  1916:  

7 INSTRUMENTE

=  5 Balalaiken von  Pikkolo  bis  Bass  +  2 Kontrabass-Balalaiken

Durch den Wegfall der Diskant-Balalaika Jahr wurden ab  ca. 1916  zur Balalaika-Familie nur noch 7 Instrumente hinzugerechnet:

Pikkolo - Prim - Sekund - Alt -  Bass - Kontrabass - Subkontrabass

 

DIE  BALALAIKA - FAMILIE  HEUTE: 

9 INSTRUMENTE

=  5 Balalaiken von  Pikkolo  bis  Bass  +  4 Kontrabass-Balalaiken

Die heutige Familie der Orchester-Balalaiken umfasst folgende 9 Instrumente

(5 Balalaiken von Pikkolo bis Bass  plus  die Kontrabass-Balaika in 4 Größen):

 

 1.   Pikkolo - Balalaika   .................  Länge:  ca.   50 cm   

 2.   Prim - Balalaika   .....................  Länge:  ca.   67 cm   

 3.   Sekund - Balalaika   .................  Länge:  ca.   76 cm 

 4.   Alt - Balalaika  .........................  Länge:  ca.   83 cm  

 5.   Bass - Balalaika  ......................  Länge:  ca. 110 cm

 6.   1/4 - Kontrabass-Balalaika  .....  Länge:  ca. 140 cm 

 7.   2/4 - Kontrabass-Balalaika  .....  Länge:  ca. 150 cm  

 8.   3/4 - Kontrabass-Balalaika  .....  Länge:  ca. 160 cm  

 9.   4/4 - Kontrabass-Balalaika  .....  Länge:  ca. 180 cm   

 

* Die 4 Kontrabass-Balalaiken besitzen alle die gleiche Saitenstimmung.

   Die 4/4 KB-Balalaika  wird auch "Sub-Kontrabass-Balalaika" genannt.

   Oft wird dieser Name auch auf die 3/4 KB-Balalaika angewandt. 

Das kleinste Instrument der Familie ist die Pikkolo-Balalaika. Sie wird immer noch zur Balalaika-Familie hinzugerechnet, obwohl sie seit den 1930er Jahren

nur noch selten gebaut und gespielt wird.

Anders verhält es sich mit der  Pikkolo-Domra (домра пикколо).

Sie ist das kleinste Instrument in der Familie der  r u n d e n  Balalaiken.

Sie ist bis heute ein fester Bestandteil der "Domra-Familie" und wird sehr

häufig im Orchester eingesetzt.

 

Konzert-Balalaika, 24 Bünde. A-Saite: 0,25 mm Stahl, E-Saiten: 0,32 mm Stahl. Mensur: 17"

Die  Vervollkommnung   der   Balalaika

in Form  und Klang:

 

Von Wassili W. Andrejew 1884

zu

Mark Kupfer 1993

und

Aleksej Serebrow heute

 

Das  Zupf-Instrument  "Balalaika" hat in den letzten Jahrhunderten viele Wandlungen erfahren. Früher hatte sie ein anderes Aussehen als heute.

In vielen  schriftlichen Quellen des 17. und 18. Jhd.  wird sie beschrieben als ein

ca. 1 Meter langes Instrument  mit einem sehr langem Hals und einem sehr  kleinen ovalen (!) Korpus. 

In Übereinstimmung mit diesen Berichten stehen auch bildhafte Darstellungen der Kunst, z.B. des französischen  Malers  Jean Baptiste Leprince  ( 1734 - 1781 ),  der  lange  in  Russland  gelebt  und in St. Peterburg gearbeitet hat.

Sein  Bild  "Der Balalaikaspieler"  ( und  ebenso  auch  andere  seiner Bilder )

zeigen  ein genau  solches Instrument.  Es entspricht  in  seiner Form  der alten persischen Tanbur.    In der nachfolgenden Abbildung ist dieses  Instrument

als  "Historische Balalaika Typ 1"  bezeichnet.

Die historischen Balalaiken Typ 1 und Typ 2  sind "Holz-Balalaiken".

Die ebenfalls bei den Ostslawen bezeugten "Kalebassen-Balalaiken" sind dem Typ 1 zugehörig.  Sehr wahrscheinlich haben  solche  aus  Kürbissen  gefertigten Instrumente die  Halbkugel-Form  von Holz-Instrumenten sogar begründet.

WASSILI  ANDREJEW

 

Wassili Andrejew gilt als der "Vater der modernen Balalaika". 1884 schuf er, ausgehend von einem schmal-dreieckigen traditionellen Holzbalalaika-Typ, die breit-dreieckige Balalaikaform, die wir heute kennen. 

Hergestellt wurden sie von Instrumentenbauern und Kunsttischlern wie:

Iwanow, Passerbskij, Nalimow, Sotski, Galinis, Sjusin, Ogloblin . . .

Seither wurde die Balalaika immer mehr verbessert, um den Herausforderungen des virtuosen Spiels zu entsprechen.

 

MARK A. KUPFER

 

Als "Non plus ultra" heutiger Balalaiken gelten die Balalaiken des russischen Konstrukteurs  Mark Aleksandrovich Kupfer (+ 1993). 

Wegen ihres unvergleichlichen Klangs  sind  sie  für viele Balalaikaspieler  und auch  für Balalaika-Bauer das  "Maß aller Dinge". Die Klangreinheit der

"Kupfer-Balalaiken" ist legendär: sie reicht über das gesamte Diapason.

 

Helikopter  und  Balalaika

Mark Aleksandrovich Kupfer war in der damaligen Sowjetunion ein bekannter Helikopter-Konstrukteur. Auch war er ein erfolgreicher Sportler, Musiker, Sänger, Uhrmacher, Pilotenausbilder und Musikinstrumentenbauer.

Seine Erfahrungen aus dem Helikopterbau  übertrug er auf die Konstruktion

seiner Balalaiken. 

Fünf Merkmale der von ihm gebauten Balalaiken sind besonders hervorzuheben:

1. Für die Bünde verwendete er Edelstahl aus dem Flugzeugbau.

2. Für die unter der Decke verleimten federnden Holzleisten  (пружина)

entwarf er ein besonderes geometrisches Schema, basierend auf den

Erfahrungen der Flugzeug-Akustik.

3. Zum Verbinden der Holzteile verwendete er  Flugzeugbau-Spezialkleber

statt des sonst üblichen Holzleims.

4. Das Schlagbrett  gestaltete er rein funktional,  und nicht - wie viele andere Balalaikabauer - nach ästhetischen Gesichtspunkten. Sie bestehen nicht aus Holz, sondern aus einem sehr schwingungsarmen Kunststoff-Material. Damit sie ein effizienter Deckenschutz sind, gestaltete er die Schlagbretter sehr groß.

Ihre Ausdehnung geht oft bis zur Höhe des Decken-Stegs und sogar noch weiter

hinunter. In neuerer Zeit (seit ca. 2020) ist zu beobachten, dass viele Balalaiken dieses Vorbild "abkupfern" und ebenfalls großflächige Schlagbretter aufweisen.

5. Entscheidung für die flache Passierbski-Bauart:  Kupfer-Balalaiken

besitzen 7 Späne  (2 Zargen und  5 Bodenplanken).

Kupfer erkannte, dass Balalaiken vom Typ "Passierbski" (= Balalaiken mit einem

Mittelspan-Korpusboden) wegen ihrer kastigen flachen Bauart eine bessere Klangeigenschaft haben als die spitzkieligen 6-spänigen "Nalimow-Balalaiken". Obwohl zu seiner Zeit (und auch noch bis heute) Nalimow-Balalaiken sehr in

Mode waren und häufig gebaut wurden, entschied sich Kupfer für die flachkielige "Passierbski-Bauart". Er verflachte sogar noch den Korpus und verbreiterte ihn.

 

Es sei daran erinnert, dass Passierbski Geigenbaumeister war. Er wusste, welchen Klangreichtum kastig-flachbödige  Musikinstrumente hervorbringen können.

 

Mark Kupfer (geb. 1920) baute in den Jahren von 1979 bis zu seinem Tod 1993 insgesamt  16  Balalaiken.  Kupfer-Balalaiken gehören zu den teuersten

Konzert-Balalaiken der Welt. Ihr Anfangs-Verkaufswert von 5000 Euro ist heute  weit übertroffen.Viele Balalaikavirtuosen spielen eine Kupfer-Balalaika.

Auch nach Mark Kupfer beschritten  andere Balalaika-Baumeister neue Wege.

Zwei dieser Meister sind besonders hervorzuheben: Grebennikow und Serebrow.

 

VALERIJ  GREBENNIKOW

Produktion hochwertiger Balalaiken in China

 

Valerij Grebennikow wurde 1957 in Kursk geboren. Seine handwerkliche

"Karriere" begann er als Flugzeugmodellbauer.

Dann erwachte seine Liebe zur Balalaika.

Er studierte an der bedeutendsten Musik-Akademie in Moskau, dem Gnessin-Institut, in der Klasse des Balalaika-Virtuosen P.I. Necheporenko.

Nach dem Balalaika-Spiel wandte er sich dem Balalaikabau zu.

Er studierte und analysierte die Andrejew-Balalaiken der alten Meister.

Sein Ziel war: Die Balalaiken, die er selber baute, sollten den

unverwechselbaren Klang des Anfangs bewahren. Er erkannte, das etwas,

das verbessert werden sollte, seine Identität bewahren musste.

Grebennikow-Balalaiken werden heute noch von namhaften Künstlern gespielt. 

Der Preis dieser Balalaiken war allerdings sehr hoch.

Damit auch Schüler sich solche Balalaiken leisten konnten, ließ er sie in China produzieren und überprüfte ihre Qualität an Ort und Stelle. Wo die Qualität nicht seinen hohen Ansprüchen entsprach, ließ er sie in Russland nachbessern.

 

ALEKSEJ  SEREBROV

Balalaiken akustisch und elektrisch

 

Die Balalaiken von Mark Kupfer sind für viele Balalaikaspieler und -bauer

absolute Norm.  Aber die Entwicklung ist nicht stehen geblieben. Auch heute gibt

es Balalaika-Bauer, die auf dem Weg von Kupfer und Grebennikow

 weitergeschritten sind und ebenfalls Verbesserungen und neue Maßstäbe im Balalaika-Bau eingeführt haben. Einer der bekanntesten Balalaikabauer dieser "neuen Generation" ist  Aleksej Serebrov.

Wie Mark Kupfer hat auch er auf der Suche nach dem "perfekten Balalaika-Klang" die klangphysikalischen Gesetze der Balalaika gründlich erforscht.

Allerdings ist seine "Klangphilosophie" eine andere. Während M. Kupfer wegen des  genuinen historischen Klangs am kastigen 7-spänigen Korpus nach dem Vorbild von Paserbski festhält ("Flachkiel-Balalaika"), bevorzugt Serebrov den 6-spänigen Korpus mit "Mittelnaht" nach dem Vorbild von Nalimov ("Spitzkiel-Balalaika").

Der Grund: Spitzkiel-Balalaiken haben ein größeres Korpusvolumen als Flachkiel-Balalaiken.

Serebrov ist selber Balalaikerspieler und ist bestrebt, die strengen musikalischen Anforderungen, die er an seine musikalischen Darbietungen stellt, durch Neuerungen im Balalaika-Bau möglich zu machen.

Um die Saiten präziser und feiner stimmen zu können verwendet er japanische Gitarren-Mechaniken mit sehr hoher Übersetzung: Fabrikat "Gotoh 510" oder "Gotoh 381" (gekapselte Einzelmechaniken mit der  Übersetzung 1:18). 

Serebrov setzt die 3 Einzelmechaniken in einer Reihe hintereinander. Die Wirbelbretter seiner Balalaiken muss er deshalb, wie die Kopfplatten der Fender-Gitarren, asymmetrisch gestalten. Diese asymmetrischen, in der Form sehr puristischen spitz zu laufenden Wirbelbretter mit dem "Serebrov"-Schriftzug sind ein typisches Erkennungszeichen der Balalaiken aus seiner Werkstatt.

Für Serebrov wichtig ist die optimale Lackierung des Instruments. Er hat die Chemie und die molekular-physikalischen Eigenschaften aller Instrumentenlacke studiert. Wichtig für ihn ist, dass die Lackierung nicht den Klang der Balalaika verfälscht. Der Lack muss sehr dünn sein und nach dem Trocknen die größtmögliche Härte aufweisen.Die Verwendung  moderner Synthetik-Lacke, ddie diese Eigenschaften haben, sind für Serebrov kein Tabu.

Für die Obersattel-Saitenauflage verwendet er nicht Holz, sondern  Knochen.

Serebrov besteht darauf, dass die Einkerbungen für die Saiten bei Steg und Obersattel poliert sein müssen, damit ein möglichst reibungsloses Gleiten der Saiten möglich ist: Eine Maßnahme, die sich hörbar positiv auf den Klang auswirkt.

Die Bünde der Serebrov-Balalaiken bestehen aus  Neusilber  oder  Edelstahl.

 

Elektro-Balalaiken

Ein Problem aller Balalaiken ist ihre geringe Lautstärke. Eine Lautstärkerhöhung wäre möglich durch Vergrößerung der Tiefe des Instrumentenkorpus (sog. "Aufblasen" der Balalaika) und durch eine Vergrößerung des Schallochs.

Diese Maßnahmen aber zerstören die klangliche Eigenart  (die "Seele") der Balalaika.  Um die die Lautstärke des Instruments zu erhöhen, dabei aber den genuinen vertrauten Klang der Balalaika zu bewahren, entschied sich Serebrow dazu, neben akustischen Balalaiken auch Elektro-Balalaiken zu bauen,

ähnlich der Entwicklung im Gitarrenbau (Akustik- und E-Gitarren). Serebrov

baut E-Balalaiken mit integrierten Piezo- als auch mit Magnet-Tonabnehmern.

Einen umfassenden Einblick in die Arbeit von Aleksej Serebrow vermittelt seine Website, in die er auch zahlreiche sehenswerte Videos eingestellt hat:

https://serebrov.com

 

Schon vor Aleksej Serebrow hat  der  wohl  bekannteste  Balalaika-Virtuose  der  Gegenwart, Aleksej Archipowski bei seinen Konzerten den durch ein an der Balalaikadecke befestigten Mikrofon elektrisch verstärkten Klang  seines  Balalaika-Spiels  populär gemacht. Seine fast kleiderschrankgroßen Lautsprecherboxen in seiner Wohnung sind legendär.

Durch die elektronische Verstärkung erzielt er einen kristallklaren Glockenklang, der zum Markenzeichen seines Balalaikaspiels wurde.

Serebrov ist den Weg zum Bau von Balalaiken mit integrierten Tonabnehmern  gegangen.

 

Die  praktische  "Inbetriebnahme" 

einer  Balalaika

 

1. Die Stimmung der Balalaika

2. Die Stärke und das Material der Saiten

3. Die Höhe und die Position des Saitenstegs

 

Die  Saitenstimmung  der  Balalaika

 

Die  hohe  Saite  der  Prim-Balalaika  wird  auf  den  Kammerton

a1  ( A4 )  =  440 Hz  gestimmt.    

Die beiden anderen Saiten werden 1 Quarte tiefer gestimmt: auf

            e1  ( E4 )  =  330 Hz   (exakt: 329,6 Hz)

 

Balalaika-Saiten:  Stärke und Material

Einzelsaiten  oder  Saitensätze  für Balalaiken  werden von  diversen

Saitenherstellern angeboten. 

Die A-Saite besteht  stets  aus  Stahl  bzw. aus einer Stahl-Legierung.

E-Saiten werden sowohl aus  Metall als auch aus  Nylon  hergestellt.

 

Die Saitenstärke der Prim-Balalaika-Stahlsaiten:

A-Saite:    0,20 mm  bis   0,30 mm  Stahl   (oder  Stahl-Legierung)

E-Saiten:  0,25 mm  bis   0,40 mm  Stahl   (oder  Stahl-Legierung).

 

Im Handel erhältliche Balalaiken

werden in folgenden Besaitungs-Varianten ausgeliefert:

                                                                    (Angaben  in  Millimeter)

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante   1 :    a = 0,20      e = 0,25 

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante   2 :    a = 0,23      e = 0,28

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante   3 :    a = 0,23      e = 0,30

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante   4 :    a = 0,24      e = 0,40

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante   5 :    a = 0,25      e = 0,28

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante   6 :    a = 0,25      e = 0,30

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante   7 :    a = 0,25      e = 0,32

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante   8 :    a = 0,28      e = 0,35

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante   9 :    a = 0,28      e = 0,38

Prim-Balalaika,  Besaitungs-Variante 10 :    a = 0,30      e = 0,40

 

Zu beachten  ist,

daß die gewählte Saitenstärke abhängig ist

1. vom Härtegrad des Stahls und evtl. auch

2. vom auf- bzw. abgerundeten Zahlenwert 

    der Umrechnung  "Inch in Millimeter".

 

Die  Saitenkombination 7  mit den oben

angegebenen Werten ist auf den meisten Balalaiken gut spielbar und liefert einen  hervorragenden Klang:

A - Saite:   0,25 mm (0.010) Stahl, blank

E - Saiten: 0,32 mm (0.013) Stahl, blank

oder

E - Saiten aus NYLON: 1,00 mm (0.04 inch)

oder für einen lauteren Klang:

E - Saiten aus CARBON: 0,90 mm (0.036 inch)

(Carbon = Polyvinylidenfluorid "PVDF").

Auch verwendbar:

Eine "Fluorocarbon Raubfisch-Angelschnur", monofil, erhältlich als Meterware.

Stärke: 0,8 mm - 1,0 mm, je nach Härtegrad

                      Preisgünstig:  Klavierdraht  vom  Meter

Die im Handel erhältlichen speziellen Balalaika-Saiten sind oft recht teuer.

Wer seine Instrumenten-Saiten oft wechselt und deshalb preiswertere, 

aber dennoch qualitätsmäßig sehr gute Saiten haben will, greift zur

Klaviersaiten-Meterware  ("Klavierdraht", "Piano-Draht").

Die End-Schlaufe der Saite ist sehr leicht selber herzustellen.

 

Klavierdraht ("Saitendraht") ist im Online-Handel  erhältlich

(Preise, Stand 2024):

125 g Klavierdraht  0,25 mm  =  325 Meter  =  15,95 Euro

125 g Klavierdraht  0,32 mm  =  225 Meter  =  15,95 Euro

 

Eine Diskussion ohne Ende: 

E-Saiten  aus Stahl  oder  aus Nylon?

E-Saiten  aus  Stahl  korrespondieren  naturgemäß wegen  des  gleichen 

Materials wie die A-Saiten klanglich besser miteinander als eine gemischte

Besaitung. Das Gesamt-Klangbild ist homogener.  Ausserdem  erinnert 

es an vertrauten Klang  des  alten russischen Psalteriums, der  GUSLI .

 

Bei der Balalaika wird oft gerühmt ihr "silberner Klang".  

 Konsequenterweise muss also gelten: 

 "серебряный звук на серебряных струнах"

("Silberner Klang auf silbernen Saiten")

 

Viele Balalaika-Virtuosen aber wollen gerade dieses "allzu Silbrige" des Klangs vermeiden.  Sie entscheiden sich  für  E-Saiten  aus  Nylon , um  den  tieferen  Tönen  der  Balalaika  die  "samtige" Klangfarbe   der  Naturdarm-Saite  einer  VIOLINE  zu verleihen.

 

 

Saitenlage

(Die Höhe der Saiten über den Bünden)

 

Die Saitenlage, also die Höhe des Saitenfeldes über den Bünden, wird bestimmt durch die Höhe des Steges.

Ist der Steg zu hoch, dann sind die Saiten schwer zu greifen und der

Druck auf die Fingerkuppen ist sehr stark.  Ist der Steg zu niedrig, dann klirren und scheppern die Saiten auf den Bünden.

Die Höhe des Saitenfeldes wird an der Stelle der größten Amplitude,

also über dem Oktav-Bund  -  dem 12. Bund  -  gemessen.

Gemessen wird der Abstand zwischen B u n d - Oberkante und Saite.

 

Für Saiten aus Stahl gilt folgender Wert:

Saitenlage  über  dem  12. Bund  =  2 mm

 

Voraussetzung ist ein gerader Hals und nicht abgenutzte Bünde,

ansonsten muss die Saitenlage höher sein.

Ist der Steg zu hoch, wird er mit  Sandpapier abgeschliffen. Ist der Steg

zu niedrig, kann er erhöht werden,  indem oben,  auf dem  Steg-Kamm,

ein Edelstahl-Metall-Bund eingelasssen wird.

 

     Die Position des Saitensteges

 

Faustregel:  Man  mißt  die Entfernung  zwischen  Obersattel (bzw. Null-Bund) und dem 12. Bund (Oktav-Bund).  Dieser Wert wird verdoppelt, so dass man die doppelte Oktave (= Mensur) erhält.  Dorthin wird der Steg gestellt.  Achtung! Der Steg ist unten breiter als oben. Gemessen wird an der Steg-Oberkante !

Da beim  Niederdrücken einer Saite  wegen der Schwellenwirkung

des Metallbundes die Saite eine zusätzliche Spannung erhält, klingt sie höher  als der dem Bund  zugeordnete Ton. 

Diese  Abweichung wird ausgeglichen, indem zur  Mensurposition des Stegs  ca. 1 mm Länge  hinzugegeben wird. 

Die genaue Korrektur der  Stegposition geschieht nach Gehör oder mit Hilfe eines Stimmgeräts.

Damit beim  Solospiel auf der A-Saite  der Spielfinger mehr Bewegungsfreiheit erhält, wird die mittlere E -Saite etwas von der A-Saite weggerückt.

Das Verhältnis E - E - A ist meist 2 : 3.  Einige Balalaika-Virtuosen wählen sogar das  Verhältnis  2 : 4 ( = 1 : 2) !

Die  Einschnitte auf dem Steg  sollen  halbrund  eingefeilt werden und dem Durchmesser der Saiten angepasst sein.  Mit  einer  sehr  weichen  Bleistift-Mine

werden die drei Saiten-Einkerbungen eingerieben und somit mit  gleitfähigem Graphit-Pulver  gefüllt.  So behandeln auch Geigenspieler den Steg der Violine.

Das gleiche gilt auch für die Einschnitte der Saiten auf dem Obersattel.

 

Die "Saitenstraße":

 

Vom  Heckbrett  bis  zum  Wirbelbrett

 

Die folgenden beide Skizzen zeigen die Saitenführung einer Prim-Balalaika und einer häufig verwendeten  3/4 - Kontrabass-Balalaika.

Der  Weg  führt  vom  Heckbrett (russ.: Sadinka) bis  zum Wirbelbrett.

( Die Längenangaben  beziehen sich  auf  die Strecke  der  l ä n g s t e n  Saite.)

 

TON-UMFANG  UND ANZAHL  DER BÜNDE

der chromatischen Prim-Balalaika

 

Die  Anzahl  der  Bünde  kann  vom  Instrumentenbauer  frei  bestimmt  werden.

( 1 Bund  =  1 Halbton )

 

DIE  VIER  GEBRÄUCHLICHSTEN  AUSFÜHRUNGEN:

 

BALALAIKA  MIT  16 BÜNDEN

Tonumfang:  e1  bis  cis3  (=  E4  bis  C#6)

16 Bünde = 1 Oktave + 1 große Sexte

Bei der einfachen chromatischen Volks-Balalaika sind die Bünde nur auf dem

ca. 26 cm langen Instrumenten-Hals  angebracht.

16 Bünde  haben  hier  ihren  Platz.  Der höchste  spielbare  Ton  ist  cis3 .

Er liegt  9 Halbtonschritte ( = 1 große Sexte)  über dem  e2.

Um einen Tonumfang von 2 Oktaven ( e1 bis e3 ) zu erreichen, fehlen dieser

"Volks-Balalaika" 3 Halbtöne (= 3 Bünde).

 

BALALAIKA  MIT  19 BÜNDEN

Tonumfang:  e1  bis  e3  (=  E4  bis  E6)

19 Bünde  =  2 Oktaven

Damit  ein  Tonumfang von 2 Oktaven  erreicht  werden  kann, müssen der

einfachen 16-bündigen Volks-Balalaika 3 Bünde hinzugefügt werden. Zu diesem Zweck wird das Griffbrett über den Instrumentenhals hinaus auf den Korpus verlängert. Bei einigen Instrumenten werden die 3 zusätzlichen Bünde auch direkt in die Instrumentendecke eingelassen.

 

BALALAIKA  MIT  24 BÜNDEN

Tonumfang:   e1  bis  a3  (=  E4  bis  A6)

24 BÜNDE  =  2 Oktaven + 1 Quarte

Die meisten Konzert-Balalaiken sind mit 24 Bünden ausgestattet.

Auf der A-Saite einer solchen Balalaika können  2 Oktaven  gespielt werden:

2 Oktaven  =  24 Bünde. Der Diapason der A-Seite geht also a1 bis a3.

Zusammen mit der tieferen Quarte auf der E-Saite ergibt sich ein Tonumfang von

e1 bis a3.

 

BALALAIKA  MIT  31 BÜNDEN

Tonumfang:   e1  bis  e4  (=  E4  bis  E7)

31 BÜNDE  =  3 Oktaven

Eine "Profi-Konzert-Balalaika"  hat  den  "Ehrgeiz",  3 Oktaven  zu  umfassen 

(e1  -  e4). Im Vergleich zu einer 24-bündigen Konzert-Balalaika ist ihr Tonumfang um 1 Quinte  (= 7 Halbtonschritte) erweitert.

Es müssen also 7 Bünde hinzugefügt werden:  24 + 7   =  31.

Dazu wird das Griffbrett noch weiter auf den Korpus verlängert, so dass es bis dicht an das Schall-Loch heranreicht.

 

Vom  schmalen  Paddel  zum  breiten  Dreieck

Kurzhalsige schmale "Paddel-Balalaika", "Schmal-Flügel-Balalaika". (Hypothetischer Nachbau)

Der  "Dreiecks-Klang"

 

Die  meisten  frühen  Balalaiken  (Tanburen)  besaßen  einen  ovalen,

einen schmal-paddelförmigen,  oder -  wie die Kalebassen-Balalaika  -

einen  runden  Korpus.  Je nach Korpusform war der Klang ein anderer.

 

Häufig wurden Balalaiken zur  Tanzbegleitung  benutzt oder als Straßeninstrument zum Vortragen derber Texte der fahrenden Spielleute,

der Skomorochen (griechisch "skomma"= Spott, Scherz)

Bevorzugte Spielart war das  Akkord-Spiel, bei dem der Finger alle

drei Saiten zugleich anschlug.

Unterschiede in der Klangfarbe der verschiedenen Balalaika-Formen fielen bei dieser Art des Instrumentengebrauchs kaum ins  Gewicht.  Entscheidend  waren Rhythmus und Lautstärke.

 

Anders  war  es   beim  melodiebetonten  Solo-Spiel,  bei  dem  der Vortragende eine Art Übersetzungsarbeit leistete:

er setzte die Weite, Nachdenklichkeit und Tiefgründigkeit der Texte russischer Volkslieder in die Sprache der Musik um.  

 

Russische Volkslieder sind voll tiefgründiger Poesie!

Die  Texte russischer Volkslieder besitzen eine gewaltige psychologische Tiefe und  Aussagekraft und sind oft von hohem literarischen Anspruch.

Hauptthema ist die Verletzlichkeit der menschlichen  Existenz.  Wie  ein  roter  Faden  ist  diese  Thematik hineingewoben in die lyrischen Texte russischer Lieder.

Um diese Thematik in die Sprache der Musik umzusetzen, bedurfte es eines Musikinstruments, das nicht nur irgendeine Hintergrund- und

Begleitmusik  produzieren konnte, sondern das fähig war, poetisch zu "sprechen".

Balalaiken  mit dreieckiger Deckenform und  trichterförmigem  Korpus  konnten  dies! 

Sie besaßen die unerklärliche Eigenschaft, ein Klangspektrum zu entfalten, das voller  Eindringlichkeit,  Tiefe,  Melancholie  und  Transzendenz  war. 

Der Klang der  Dreiecks-Balalaika  verzauberte das "russische Ohr", denn

die Dreiecks-Balalaika  besaß das gleiche "dulce  melos" wie das geliebte alte  russische  Volks-Instrument  Gusli. 

Pусская балалайка -

душа народа

Balalaika von 1884, aus der Wassili W. Andrejew die heutige Balalaika entwickelte. Nachbau von 2020 in den Werkstätten von "Balalaiker", Uljanowsk an der Wolga

Die Balalaika in der Abbildung oben (Bauform vor 1884) besitzt einen aus 5 Spänen bestehenden Korpus. Das Dreieck ist noch klein und schmal.

Je  breiter  der  Dreiecks - Korpus  der  Balalaika  gestaltet  wurde, umso  mehr  trat  ihr  "dulce melos"- Klang-Charakter  hervor.  So  ist  es  kein  Wunder,  dass  die  breit-dreieckige  Balalaika  zum  heutigen  russischen Nationalinstrument wurde.

Die Herstellung einer solchen dreieckigen Balalaika verlangte ein großes handwerkliches Können, denn ihr Korpus  war aus  mehreren verleimten  Planken ("Spänen") gearbeitet.  (Anfangs waren es  3  oder  5  Späne).

Wer ein solches Geschick nicht hatte, musste das Instrument auf dem Warenmarkt kaufen.

Der  Preis  einer aus  Holzplanken gefertigten  Balalaika, auch  wenn  sie  einfach gebaut war, war  sehr hoch.  Er entsprach dem Gegenwert einer Kuh  bzw. eines Pfluges.

 

BALALAIKA - HISTORIE

Von  der  persischen  Tanbur zur  russischen  Balalaika

 

Die langhalsige historische  Balalaika verweist auf die traditionelle persische TANBUR.

Russland und Persien waren durch das Kaspische Meer miteinander verbunden. Über die Wolga, die in das Kaspische Meer mündet, gab es einen Warenaustausch zwischen Russland und Persien.

 

SEIDENSTRASSE

Südlich des Kaspischen Meeres trafen die von der Ostsee kommenden Handels-

wege auf die ost-westlich verlaufende  Seidenstrasse, eine persisch dominierte Handelsstrasse, deren Haupt- und Nebenrouten China, Indien, Persien, Arabien, Byzanz, Ägypten u. a. Gebiete miteinander verbanden. Eine für ostslawischen Gebiete bedeutende Nebenroute war die "Kaukasische Seidenstrasse", die den Weg nach Norden öffnete.

Entlang der ägyptisch-indischen Seidenstrasse erstreckte sich seit 331 v. Chr.

das  griechisch-persische Weltreich Alexanders des Großen.

 

DAS  GEOGRAFISCHE  "GEBURTS-DREIECK"

DER  BALALAIKA :

 

Im  ostslavischen Dreieck  zwischen  Ostsee,   Schwarzem Meer  und

Kaspischem Meer  trafen  von Norden und von Süden her  zwei Typen von Saiteninstrumenten  aufeinander, die die eigene ostslawische  Instrumenten-Tradition beeinflussten, prägten und zahlreiche Balalaika-Bauformen hervorbrachten.

Das Dreieck ist blau markiert: ein Hinweis darauf, dass die Hauptwege dieser Nord-Süd-Handelsroute Wasserstraßen (Flüsse)  waren .

In das  Schwarze Meer  münden:  Dnjepr und Dnjestr

In das  Asowsche Meer  mündet  der  Don.

In das  Kaspische Meer  münden:  Wolga, Ural, Kura, Terek

Die Transportmittel waren Schiffe. Boote wurden oft von einem Fluss zum

anderen übers Land auf Rollen gezogen.

Schon vor der Gründung des Altrussischen Staates 882 war das ostslavische Siedlungsgebiet über  Handelswege, die von der  Ostsee  ( Baltisches Meer )

nach Süden, zum Schwarzen Meer, Asowschen Meer und  Kaspischen Meer führten, mit  der  Seidenstraße  verbunden.

Seit 1184 war  Nowgorod eine Stadt der Hanse und entwickelte sich danach

zum größten Handelsplatz Ost-Europas.

Die Handelswege erstreckten sich von der Ostsee bis nach Persien und Byzanz

und nach Süden zur Seidenstrasse von China bis Ägypten. Dies führte zu einem Warenaustausch  größten Ausmaßes. Handelsgüter waren nicht nur Seide,

Felle, Bernstein und Gewürze, sondern auch Dinge des täglichen Gebrauchs, z.B. Musikinstrumente.

Wo Handel getrieben wird, findet immer auch eine  Begegnung von Kulturen

statt. Erfolgreiche Handelsabschlüsse wurden gefeiert.

Auf solchen gesellschaftlichen Begegnungen wurde gesungen und

getanzt: und dies immer unter  Begleitung von Musikinstrumenten.

Verschiedene Traditionen des Gesangs und des Musikinstrumentenbaus trafen aufeinander und beeinflussten sich.

 

Nördlicher Ausgangspunkt:  Ostsee-Raum

Die  älteste Handelsniederlassung  im Norden  des ostslavischen Raumes  war 

Staraja Ladoga, gegründet ca. 750  von skandinavischen Warägern.

Im Ostseeraum ( Finnland,  Lettland,  Litauen,  Estland )  war  eine  halslose Kastenzither mit flachem schmalem  dreieckigen Korpus  weit verbreitet:

das Psalterium (Zither, finnische Kantele, Kannel, Kokle). 

Ein Instrument dieses Typs wurde im 12. Jahrhundert das Nationalinstrument Russlands: die Gusli.

 

Südlicher Ausgangspunkt: Persische Seidenstrasse

Von Persien aus über das Kaspische Meer und die Seidenstrasse  gelangte ein Saiteninstrument  anderen Typs  in das ostslavische Gebiet: die  Tanbur. 

Die Tanbur war ein  Zupfinstrument mit langem Hals. Sie besaß 2 oder 3 Saiten. Ihr rundbauchiger Korpus war sehr klein. Er besaß eine halbkuglige

oder ovale Form.

Auf ihrer Wanderung nach Norden über das Kaspische Meer und den Kaukasus

bekam der Korpus der Tanbur im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Ausprägungen.  Es gab zahlreuche Formvarianten, z.B.:

 

Halbkuglige Schöpfkelle, ovaler Löffel, dreieckige Schaufel, Bootspaddel,

rechteckiger Kasten,  "abgeschnittenes Ei",  schaufelförmiger Brot-schieber   und Mischformen zwischen diesen.

 

Eine große Formenvielfalt der Tanbur bildete sich im  Kaukasus  heraus. Auch heute noch werden dort viele nicht-dreieckige Tanburen ( "Balalaiken") gespielt,

sog. "Berg-Balalaiken", ebenfalls im Altai.

Nicht-dreieckige Holz-Balalaiken (Tanburen, Dombren)

    aus den Gebirgsgebieten  Kaukasus und Altai.

       "Berg-Balalaiken"  (горские балалайки)

Tschetschenische PONDAR (Pandura). "Gorskaja balakaika", "Kaukasus-Balalaika"
Georgische Balalaika PANDURI ("Kaukasus-Balalaika"), 7 bis 19 Bünde.
"Altai-Balalaika" TOPSCHUR mit löffelförmigem Korpus: корпус ложкоподобный

Im ostslavischen Raum  nördlich  des  Kaukasus, das später zum  russischen Staatsgebiet werden sollte, gab es zwar auch die halbkugelförmige Kürbis-Balalaika, aber spätestens seit dem 18. Jahrhundert hat sich die 

schmal-dreieckige Bootspaddel-Form mit flachem Korpus  durchgesetzt.

Die halbkuglige persische Tanbur ging eine Synthese ein  mit dem schmal-dreieckigen Psalterium (Gusli, Kantele, Kokle) des Ostseegebiets, dessen

Korpus kastig-flach war und dessen Klang vom Musik-Empfinden der Ostslawen

als eindringlich und schön empfunden wurde.

Somit vereint die  russische Balalaika die Merkmale sowohl der Kantele (Gusli)

des Nordens als auch der Tanbur des Südens.

 

Der anfangs schmal-dreieckige Korpus der frühen Balalaika wurde immer mehr verbreitert und vergrößert, zugleich wurde der Hals verkürzt.

Seit 1885 ist diese Modifikation der persischen Tanbur der "Einheits-Typ" der russischen Balalaika.

Die  Balalaika  geht  zurück  auf  die  im  alten  Persien

(6.- 4.  Jhd. v. Chr.) verbreitete  Langhals-Laute "Tanbur"

Persische Tanbur, 86 cm lag, mit kleinem rund-ovalem Korpus und verschiebbaren Bünden
Langhalsige "Paddel-Balalaika" mit schmal-dreieckigem Korpus (hypothetischer Nachbau)

Die TANBUR, ein 2- oder 3-saitiges Zupf-Instrument mit langem Hals und  daran angesetztem kleinem Resonanzkörper war im alten Persien sehr verbreitet.  Der Resonanzkörper war  oval  bis  halbrund. 

Von Persien aus hat die Tanbur schon sehr früh über das Kaspische Meer und den Kaukasus  seinen Weg  in das spätere  ostslawisch-russische Gebiet gefunden. Nicht nur die Tanbur, sondern auch der russische Mädchenname Darja (dimin. Dascha) sind persischen Ursprungs.

 

 Ovales Ei    -   "Abgesägtes Ei"   -   Paddel

Aus dem  oval- oder halbkugelförmigen Korpus  der persischen Tanbur entwickelten sich  viele  andere  Form-Varianten,  wie zum Beispiel

"Abgesägtes Ei"  und  "Paddel".  Besonders im Kaukasus entstand eine Vielfalt noch anderer Formen.

Aus  der  schmal-dreieckigen  Paddelform  einer  TANBUR-VARIANTE  entwickelte  sich  die heutige  breit-dreieckige  russische  BALALAIKA.

Historisch gesehen ist die Balalaika eine russische Sonderform der Tanbur.

GUSLI  UND  BALALAIKA

 

Die Entwicklung  zur breiten Dreiecks-Form  der Balalaika kann erklärt werden als Anlehnung  an die  dreieckige Form  der  Gusli  ("russisches Psalterium"), das seit dem 12. Jhd. lange Zeit das russische Nationalinstrument war.  Der russische

Komponist  Nikolai Rimsky-Korsakov  (1844 - 1908) nennt als  d a s  russische Nationalinstrument  nicht  die  Balalaika, sondern  die  G u s l i.

Die russische Gusli ist eine Kasten-Zither  (Einordnung nach Hornbostel/Sachs), ebenso wie  die  finnische  Kantele  und  die  heutige ukrainische Bandura.

Kastenzithern (= Psalterien)  haben  ihre  Entsprechung  in  einer  noch  älteren Instrumenten-Form: der  Dreiecks-Harfe  (Trigonium).

 

Kasten-Trigonium, "Russisches Psalterium", "Russische Zither" ( Gusli ), (sog. "Schweinskopf")

Physikalisch bedingt ist das  Saitenfeld  von  Harfen  und  Kastenzithern 

ebenso wie bei  Panflöten und Orgelpfeifen  immer  dreieckig:

kurze Saite bzw. kurzes Rohr  =  hoher Ton

lange Saite bzw. langes Rohr  =  tiefer Ton.

Der Korpus der Kastenzithern (Psalterien) kann von den Instrumentenbauern frei gestaltet werden. Oft ist er jedoch dem dreieckigem Saitenfeld  angeglichen und weist eine Flügel-, Doppelflügel- oder Helmform auf. 

Akustisch ist der Korpus der Gusli als  flacher Klangtrichter  zu definieren.

Der Balalaika-Korpus ist ebenfalls ein Klangtrichter.

Form-analytisch ( nicht  historisch ! ) und unter dem Aspekt eines funktionalen Klangkörpers betrachtet kann man die  Dreiecks-Balalaika  beschreiben  als ein  Dreiecks-Psalterium mit  schalig-gewölbtem Boden und mit  einem  an  den  Korpus  angesetztem  Hals: Ein Hybrid-Instrument  also.

Auch die  ukrainische Bandura  ist ein Hybrid-Instrument, das Zither und Laute in sich vereinigt.

Der Unterschied zwischen beiden:

Die Bandura  hat die Form einer Laute, ist aber eindeutig eine  Zither.

Die Balalaika  hat die Korpus-Form einer Zither, ist aber eindeutig eine Laute.

 

 

SYNTHESE  DER  FORMEN:

 

Tanbur und Gusli addieren sich zur Balalaika

Persische Langhals-Tanbur - - Dreickige Kasten-Zither (russische Gusli) - - Balalaika heute

                                            Skizze  oben:

Rot:       TANBUR   ( Hier in  2  Varianten:  ovale  Form  und  Paddel-Form )

Blau:     PSALTERIUM  ( = RUSSISCHE GUSLI ) 

Violett:  BALALAIKA  (Typ: "Andrejew-Balalaika") = Tanbur + Psalterium.

ZWEI  HISTORISCHE  BAUWEISEN DER BALALAIKA :

 

EINE BALALAIKA  AUS  EINEM KÜRBIS 

EINE BALALAIKA AUS EINEM  HOLZSCHEIT

Eine  runde  Balalaika

aus einem Kürbis

 

( Kalebassen-Balalaika )

 

Gogol´scher Rundkürbis

von 1842.

 

Der gemeimnisvolle und

verzaubernde Klang der Balalaika leuchtet  bereits

aus ihm heraus  :)

 

Der  "Gogol´sche Rundkopfkürbis"  war allerdings  kein Gartenkürbis, wie auf dem Foto abgebildet, sondern eine  moldawische "Gorljanka", ein  Flaschenkürbis  mit großem kugelrunden Kopf, so groß  w i e  ein  Gartenkürbis. 

Nikolai W. Gogol  berichtet in seinem  Roman "Tote Seelen"  (1842), dass in Russland die jungen Burschen mit einer solchen runden  Kalebassen-Balalaika  die Herzen der Mädchen verzauberten.

Der russische Komponist und Balalaika-Virtuose  Iwan J. Chandoschkin (1747-1804) spielte eine  Kürbis-Balalaika, die innen mit Glaspulver beschichtet war. Fürst Potemkin, der Geliebte der Zarin Katharina II. der Großen, war ein großer Bewunderer seines Spiels auf dieser Balalaika.  

Kürbisse konnten quer- oder  längsgeschnitten sein.  Foto oben: 

ein  q u e r - geschnittener Kürbis.

Der Halbrund-Korpus der Kürbis-Balalaika wurde später auch in Holz gefertigt, sowohl aus 1 Stück, als auch aus Spänen zusammengesetzt. Runde und dreieckige Balalaiken existierten zeitgleich nebeneinander. Die runde Balalaika wird heute DOMRA  genannt. Das Wort "Domra" ist aus "Tanbur" entstanden.

EINE BALALAIKA AUS 1 STÜCK MASSIVHOLZ

 

Nicht nur die Balalaika, sondern auch noch 2 weitere historische russische Saiteninstrumente wurden aus einem einzigen Stück Birkenholz herausgeschält:

Die Gusli (= Psalterium, Zither) und der Gudok (= Geige)

Auf den ausgehöhlten Massivholz-Korpus wurde mit Fischleim die Decke aufgeleimt.

Birkenstamm, 70 cm lang: das "Mutter-Holz" dreier historischer Instrumente: 1. schmale Balalaika ("Tanbur-Balalaika"), 2.Dreieckige Kantele (= Gusli, Psalterium), 3. Kurzhalsiger Gudok ("Lira").
Birkenholz-Stamm halbiert: Rohling für ... eine Balalaika ... oder eine Gusli ... oder einen Gudok
Balalaika. Korpus, Hals und Wirbelbrett sind aus 1 einzigen Stück geschnitzt. Decke ist aufgeleimt. Der hypothetische Nachbau vereint die Formvarianten "ovaler Löffel" und "dreieckiges Bootspaddel"
Gusli. Finnische Kantele. Psalterium. Trog-Zither. Schmaler Korpus aus 1 einzigen Stück. Die Decke ist aufgeleimt. Die 5 Saiten verlaufen strahlenförmig, nicht parallel. Sie bilden ein dreieckiges Saiten- feld. Die Korpusform entspricht dem Saitenfeld.
Gudok. "Nowgorod Lira". Ein traditionelles russisches Instrument (seit dem 12. Jhd.), aus Birkenholz geschnitzt. Die Decke ist aufgeleimt. Der Gudok ist ein Streichinstrument: eine 3-saitige Rebec-Geige

 

             HALBKREIS  +   TRAPEZ   +  DREIECK :

Drei programmatische Formen  der  Balalaika-Phylogenese

 

Saiteninstrumente haben sich im Laufe ihrer Geschichte oft radikal gewandelt. Auch die Balalaika hat zahlreiche Veränderungen erfahren.

Aber im Gegensatz zu vielen anderen Saiteninstrumenten hat die Balalaika die Spuren ihrer Vergangenheit nicht getilgt, sondern bewahrt ("konserviert"). In diesem Sinne ist sie ein "Musik-Konservatorium". 

Die historischen Formen, die die Balalaika "konserviert" hat, bestehen nicht  zusammenhanglos  nebeneinander  wie  Ausstellungsstücke in  einem  schlecht eingerichteten Museum, sondern sind aufeinander abgestimmt, sind eingefügt in ein  PROPORTIONS-SCHEMA  und  bilden eine organische Einheit.
Die Balalaika ist ein "hölzernes Lehrbuch" wichtiger Kapitel der Kultur-geschichte der Saiteninstrumente. Diese Geschichte ist an der äußeren Form der heutigen Balalaika ablesbar.

Die "Eltern" der Balalaika  =  Kürbisschale (tykwa)  &  Holztrog (koryto).

Das Erbe dieser beiden "Elternteile" ist heute noch an der Form der russ. Balalaika ablesbar:  die  Schalenform  des Kürbis  und  die  Trapezform  des Troges.

Das schräge Stirnbrett des Troges wird "Sadinka" genannt (sad = hinterer Teil).

Ontogenese  und  Phylogenese

Die Bauzeit einer Balalaika beträgt heute wenige Wochen. Nach dieser kurzen Zeit ist ihre "Ontogenese"(Einzelentstehung) abgeschlossen.

Das Erstaunliche: Die heutige "ontogenetische" Erscheinungsform der Balalaika präsentiert eine  Rekapitulation  der  Jahrtausende währenden "Phylogenese" (Entwicklungsgeschichte) dieses Tanbur-Instruments. 

Wie kaum ein anderes Saiteninstrument macht die Balalaika wesentliche Kapitel  der Geschichte des Saiteninstrumentenbaus präsent und ablesbar

("Re-Kapitulation").

Sie präsentiert ihre Geschichte  in einer geometrischen Formensprache. Folgende "phylogenetische" Formen sind in der heutigen Form der Balalaika erkennbar und sind in einer Einheit miteinander verbunden: 

Bauchige Schale (Halbrund), Kastiger flacher Trog (Trapez) und Dreieck.

Vergrößertes Schema: siehe Bilderschau unten

TROG   (Längs- u. Querschnitt)    . . . . . . . .   TRAPEZ

Das schräge plane Hinterbrett (russ.: Sadinka) (engl.: transom) und die schräg gestellten  Zargen-Späne der Balalaika verweisen auf das uralte universale Formschema des  Holztrogs  ( Backtrog, Waschtrog, Sarg ).

 

RUNDSCHALE  (Längs- u. Querschnitt)  . . . HALBKREIS

Die gewölbte Korpus-Unterschale ("roundback") der Balalaika weist hin auf zwei alte historisch bezeugte Balalaika-Bauarten:

1) Kürbis-Balalaika (die Balalaika steht in der Tradition der Jahrtausende alten Kalebassen-Instrumente. Vorbild: die  persische Tanbur)

2) Holzlöffel-Balalaika (Das Vorbild ist hier ebenfalls die  persische Tanbur)

 

DREIECK  (Draufsicht auf das Deckbrett)  . . . DREIECK

Die auffällige dreieckige Form der Balalaika-Resonanzdecke verweist auf die uralten historischen  Dreiecks-Instrumente  HARFE  (Dreiecks-Rahmen)  und  PSALTERIUM  (Dreiecks-Kasten).  Die  dreieckige Form des  Psalteriums 

(russisch "Gusli") ist zum wichtigsten optischen Erkennungszeichen der russischen Balalaika geworden. Auch der "Dreiecksklang" des Psalteriums findet sich im Klangspektrum der Balalaika wieder. 

Die kaukasische Balalaika "Pondar" hat sich - anders als die russische Balalaika - nicht zum Dreieck entwickelt. Ihr Deckenumriß zeigt seit dem 10. Jhd. bis heute

die puristische  Rechteckform  eines  Holzscheits  (Bildleiste links).

     Balalaika-Grammatik

Wie  muß  es  heißen:    Balalaikas   oder   Balalaiken ?

Beide Pluralformen sind möglich.  Ich  verwende  die  traditionelle, durch  den deutsch-russischen "Musikinstrumenten-Zaren" Julius Heinrich Zimmermann eingebürgerte Schreibweise  "Balalaiken".  Zimmermann  ging  1876  von Mecklenburg nach St. Petersburg. Dort eröffnete er eine Musikinstrumenten- werkstatt, die zu den bedeutendsten Russlands zählte. Er war Hof-Lieferant für den Zaren und für die russische Armee. Weitere Werkstätten folgten in: Moskau, London, Riga.  Später ging er nach  Deutschland, wo er Reichstagsabgeordneter wurde. Weitere Musikinstrumentenwerkstätten und -handlungen gründete er in  Berlin, 1900 in Leipzig und 1919 in Markneukirchen.

In Markneukirchen wurden viele Balalaiken gebaut von dem bekannten Instrumen- tenmacher  Paul Fischer. In den Musikinstrumentenkatalogen der Fa. Zimmermann wurden am Anfang noch "Balalaikas" angeboten. In der Niederlassung in Leipzig stand aber auf dem  Firmenschild der Fa. Zimmermann:

"BALALAIKEN  UND  DOMREN".

Kaminholz & Musikholz

Bild oben  und  Bild nebenan:

Viele Instrumente sind arg lädiert

und müssen repariert/restauriert werden,

damit ihnen das "Kaminholz-Schicksal" erspart bleibt.

 

Willst  Du  all  deine  Zeit  verlieren

und  weißt  nicht  wie ?

Greif´ zu  alten  Musikinstrumenten

und  restauriere  sie .

 

Mein Kaminzimmer. Rechts neben dem Kaminofen: 3/4 Kontrabass-Balalaika, 1,60 Meter hoch.

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